Dienstag, 17. Dezember 2013

Primark

Seine Filialen sind so groß wie ein halbes Fußballfeld. 
In einem Jahr erwirtschaftet es einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro. 
Insgesamt gibt es  etwa 48.000 Angestellte. 

Unter dem Motto: "Look good, pay less" überrollt das Tochterunternehmen der Aktiengesellschaft Associated British Foods den europäischen Mode- und Einzelhandel. 

1969 in Irland unter dem Namen Penneys gegründet eröffnet Primark in ganz Europa seine Läden. Zunächst in England, Spanien, den Niederlanden und Portugal. Dann -im Mai 2009- wird in Bremen auch die erste deutsche Filiale eröffnet. Es folgen Niederlassungen in Frankfurt (2), Gelsenkirchen, Dortmund, Essen, Hannover, Saarbrücken, Berlin und Karlsruhe. Weitere Läden gibt es auch in Belgien, Österreich und Frankreich, sodass mittlerweile insgesamt mehr als 260 Primark- (bzw. in Irland: Penneys-) Filialen existieren.

Primark schlägt seine Konkurrenten mit einem einzigartigen, pervertierten Konzept in die Flucht: Billig wie Kik und modisch wie H+M kostet keines der trendigen Kleidungsstücke mehr als 35 Euro. Damit läutet das irische Unternehmen eine neue Ära des Textilkonsums ein. Kleidung -ursprünglich als langlebiges Produkt konzipiert- wird zu alltäglicher Gebrauchsware degradiert. Primark stellt im wahrsten Sinne des Wortes Klamotten für die Tonne her. 

Diese Tatsache rührt logischer Weise von den Verkaufsstrategien her, die durch folgendes Beispiel veranschaulicht werden sollen: Ein T-Shirt einer teuren Marke kostet in der Produktion vielleicht 5€ und wird für 50€ verkauft. Primark kauft seine T-Shirts für etwa 2€, der Kunde bezahlt im Laden dann auch nur 3€. Doch um die 45€ einzunehmen, die die teure Marke mit einem einzigen T-Shirt verdient, muss Primark nun 45 T-Shirts verkaufen. 

Dieser vermeintliche Nachteil wird nun durch die schiere Masse wieder ausgeglichen. 
Und um das zu erreichen, baut Primark riesige Stores, die einem einzigen, überdimensionalen Wühltisch ähneln, stellt Einkaufsbehälter in Größe von Kühlschränken an die Eingänge und überflutet seine Niederlassungen wöchentlich mit neuen Kollektionen. 

Um die Strategie der gezielten Kundentäuschung weiter zu perfektionieren, besitzen die verschiedenen Produkte allesamt eine tückische Gemeinsamkeit: Ihre mangelhafte Qualität und Haltbarkeit sind auf dem gesamten Modemarkt bisher schwer zu unterbieten.
Deshalb landen die Artikel bereits nach kurzer Zeit gemäß dem "Prinzip Primark" in der Tonne. Teilweise lohnt es sich noch nicht einmal, dreckige Kleidungsstücke zu waschen, da es billiger ist, direkt ein neues Teil zu erwerben. 

Doch auch in diesem Bereich beweist das Unternehmen seine strategischen Fähigkeiten und empfiehlt seinen Kunden aus Gründen des Umweltschutzes bei niedrigen Temperaturen zu waschen. An sich ein durchaus lobenswerter Ratschlag, doch in diesem Fall gab es wahrscheinlich eher andere Beweggründe: Erstens neigen schlecht verarbeitete Klamotten aus billigem Material dazu, bei hohen Temperaturen einzugehen und zweitens lassen sich manche Flecken im lauwarmen Wasser gar nicht herauswaschen, sodass die "versauten" Teile unweigerlich im Müll landen. 

Sowieso gibt sich Primark sehr umweltfreundlich. Von der Verwendung von öko-braunen Papiertüten bis hin zu so genannten "Green Stores" wird die ganze Bandbreite an werbetauglichen Umweltschutzmaßnahmen ausgenutzt. Im Vergleich zu den Umweltschäden, die im Verlauf der gesamten Produktions- und Verkaufskette entstehen, wirken die benannten Maßnahmen jedoch mehr als lächerlich. 

Durch das "Wegwerfprinzip" steigt nicht nur der Verbrauch an Rohstoffen wie Baumwolle und Wasser, sondern es vervielfachen sich auch die Transportkosten und die damit verbundenen Emissionen. 

Doch die wohl gravierendste Fehlentwicklung, die Primark fördert, spielt sich auf geistiger Ebene ab: Ähnlich wie es auf dem Gebiet der Lebensmittelindustrie schon längst geschehen ist, verliert der Verbraucher durch diese neue Form des Textilkonsums jeglichen Bezug zu Preis- und Produktionsverhältnissen, sowie seine Wertschätzung an den Produkten.

Quellen: 
http://www.primark.de/,
http://www.welt.de/wirtschaft/article108303766/Primark-fordert-H-amp-M-mit-Kampfpreisen-heraus.html, 
http://www.derwesten.de/panorama/so-funktionieren-mode-marken-wie-primark-und-abercrombie-id7518892.html

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen