Samstag, 21. Dezember 2013

Eine erfolgreiche Demonstration?

Von 9.00 bis 12.00 Uhr standen wir heute mit einer Gruppe von ca. 10 Personen bestehend aus Schülern, Studenten, einem Lehrer und einem Vater vor der Primark-Filiale in Düsseldorf und haben demonstriert.

Unser Motto "UND WER ZAHLT DEN REST?" prangte groß und sichtbar auf einem Banner quer über den Köpfen der Passanten und Last-Minute-Weihnachts-Shoppern.
Mit Hilfe dieses Banners und zwei weiteren Plakaten wollten wir darauf aufmerksam machen, dass niemand nach seiner erfolgreichen Shoppingtour bloß seine trendigen 
T-Shirts und Jeanshosen in der Hand hält.

Nein! Neben den großen und oftmals schweren Einkaufstüten trägt jeder noch die um vielfach schwerere Last des so genannten "ökologischen Rucksacks" (Link) mit sich. 
Dieser bezeichnet das Gewicht aller natürlicher Ressourcen, die in der gesamten Herstellungskette eines Produkts verwendet werden. So wiegt z.B. ein einfaches T-Shirt im "ökologischen Rucksack" ganze 16 kg. Das ist im Gegensatz zu den 100g, die der Kunde am Ende in der Hand hält, ausgesprochen viel.

Vielen Menschen ist diese Reichweite ihres Konsumverhaltens gar nicht bewusst
man hat ja schließlich bloß ein T-Shirt gekauft.
So auch nicht den Kunden Primarks, die heute Vormittag mit ihren riesigen braunen Papiertüten oder sogar Koffern an uns vorbeiströmten.
Dass in der Produktion ihrer Errungenschaften eine Wassermenge steckt, die eine vierköpfige Familie innerhalb von drei Jahren trinkt, ist keinem von ihnen wirklich klar.

Und genau an diesem Punkt wollte unsere Demonstration ansetzen.
Ohne jemandem vor den Kopf zu stoßen, wollten wir eher eine Art "Aufklärungsarbeit" leisten, die die Leute zu bewussterem Einkaufen animiert.
Natürlich braucht jeder Mensch Kleidung. Aber müssen es jeden Monat fünf neue T-Shirts und drei neue Hosen sein?

Unternehmen wie Primark fördern durch ihre niedrigen Preise einen Massenkonsum, der nur durch die Ausbeutung der Natur und anderer Menschen möglich ist.
Denn es ist wohl logisch nachzuvollziehen, dass ein 3€-Shirt keine fairen Herstellungs-, Material-, und Transportkosten beinhalten kann und zusätzlich noch einen Gewinn für das Unternehmen dabei herausspringt!
Folglich können so billige Produkte nur durch schlechte Qualität, auf Kosten der Umwelt und durch üble Ausbeutung der Arbeiter verkauft werden.
Wie man in letzter Zeit oft in den Medien verfolgen konnte, verdienen Textilarbeiter(innen), z.B. in Bangladesh, so wenig Geld und arbeiten unter so schlimmen Bedingungen, dass es nicht mehr als würdiges Leben bezeichnet werden kann.

Unsere Antwort auf die Frage auf dem Banner lautet also:
Arbeiter und die Natur zahlen den wahren Preis für die Produkte, die wir zum Spottpreis erwerben.
Die Reaktionen der Passanten darauf waren sehr unterschiedlich:
Manche haben uns gar nicht beachtet und sind einfach in den Laden gestürmt.
Manche sind auch kurz stehen geblieben, haben unsere Plakate belächelt und dann ging's ab in den Laden. Andere haben uns beigepflichtet, waren aber fest überzeugt davon, dass Protestaktionen wie unsere sowieso nichts bringen.
Wieder andere waren aufgebracht und haben sich beschwert, dass wir uns mit solchen Ansichten auch gefälligst vor H&M und Kik stellen sollten (woraufhin wir uns nur gefragt haben, wie wir an mehreren Orten gleichzeitig stehen könnten) oder dass sich die Arbeiter in Bangladesh doch über den einen Euro am Tag freuen würden, weil die ja sonst überhaupt nicht leben könnten.
Doch sehr viele Menschen waren wirklich begeistert von unserer Initiative und haben den Protest unterstützt.
Und einige konnten wir sicher davon überzeugen, demnächst bewusster einzukaufen.

Es war sogar ein Reporter von der WZ da, der vielleicht für die Ausgabe am Montag etwas über unsere Demo schreiben wird. 

Die einzigen, die uns zwischendurch ein wenig Stress gemacht haben, waren die Leute von Primark, denen unsere Anti-Werbung natürlich gar nicht in den Kram gepasst hat, sodass sie hin und wieder ihre muskelbepackten Securitys zu uns raus geschickt haben, um uns einzuschüchtern und vor ihrem Laden zu verjagen.
Aber an dieser Stelle konnten sie uns gar nichts anhaben, weil wir ja die offizielle polizeiliche Erlaubnis in der Tasche hatten. Pech gehabt.

Obwohl unsere Aufrufe von Vielen ignoriert wurde, würden wir die gesamte Aktion als gelungen bezeichnen:
Ohne große Auseinandersetzungen konnten wir einige Menschen gewinnen, und viele interessante Gespräche führen.
Besonders gefreut haben wir uns über die Mit-Demonstranten, die wir vorher gar nicht kannten, die von der Aktion gehört hatten und sich früh morgens auf den Weg gemacht haben, um das Anliegen zu unterstützen.

Auf ein Neues!








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen