Donnerstag, 20. März 2014

Freihandelsabkommen = Abhängigkeitsabkommen

Nach einigen Recherchen erscheint es immer unverständlicher, warum es überhaupt Politiker gibt, die das sogenannte „transatlantische Freihandelsabkommen“, kurz TTIP, zwischen der EU und den USA befürworten. 
Die Nachteile sind gravierend und die scheinbar imensen Vorteile entpuppen sich als unrealistische Prognosen. 

Eigentlich könnte es schon genügen, sich die Folgen eines ähnlichen Vertrags, dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada anzuschauen, um zu erkennen, dass derartige Vereinbarungen ausschließlich wirtschaftliche Vorteile für private Unternehmen mit sich bringen, die Bevölkerung jedoch mehr Schaden als Nutzen zu spüren bekommt.
In Mexiko gibt es de facto nicht mehr Arbeitsplätze als vorher und das BIP ist seit dem Abkommen gesunken. Regionale Bauern können sich nicht mehr gegen die amerikanischen Großkonzerne der Agrarindustrie durchsetzen, genmanipulierte Pflanzen und hormonpräparierte Tiere lösen die traditionelle und ökologische Landwirtschaft ab. 
Des Weiteren erfreuen sich die Meisten nicht eines größeren Einkommens, sondern werden als billige Arbeitskräfte in den sogenannten „Maquiladoras“ nahe der Grenze zu den USA schamlos ausgenutzt, um die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen zu erhöhen.

Doch trotzdem wird uns vorgegaukelt, ein solches Freihandelsabkommen stünde im Zusammenhang mit einem Milliardenschub für die deutsche Wirtschaft, sowie beinahe 200.000 neuen Arbeitsplätzen und einem größeren Pro-Kopf-Einkommen.
Kurz gesagt: Wachstum für alle Beteiligten.
Wenn man sich die Prognosen aber einmal genauer anschaut, wird man feststellen, dass sich alle Zahlen auf einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren beziehen und zusätzlich sehr optimistisch gedacht sind, sodass das tatsächliche Wachstum in Wirklichkeit als minimal eingeschätzt werden kann. 
Dies bestätigt sowohl der Hauptautor sämtlicher dieser Studien, Prof. Gabriel Felbermayr, vom ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München, der klarstellt, dass die Effekte sehr gering, bzw. nur nicht negativ seien, als auch indirekt EU-Kommissar Karel de Gucht, der sich zu diesem Aspekt nicht äußert, stattdessen aber betont: „Wir sollten nicht mit Prozenten argumentieren. Ich sage Ihnen, wir werden die Handelshindernisse in vielen Handelsbereichen abschaffen“.

Im Gegensatz zu diesen also als winzig zu bezeichnenden wirtschaftlichen Vorteilen für die Staaten, sind die Nachteile essentiell: 
Da Regelungen bezüglich Arbeiterschutz, Verbraucherschutz, Gesundheit und Umwelt in den USA und zum Beispiel Deutschland sehr unterschiedlich ausfallen, werden Kompromisse geschlossen werden müssen. 
Weil die wirtschaftlichen Interessen hierbei im Vordergrund stehen – wie der Name „FreiHANDELsabkommen“ schon sagt - , wird es mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hinauslaufen, dass in Deutschland kein genmanipulierter Mais mehr gekennzeichnet werden muss, Chlorhühnchen massenhaft über die Ladentheken gehen und durch Fracking Risse und Chemikalien tief in unseren Boden gepresst werden.
Diese Methoden werden sich dann auch gegenüber herkömmlichen durchsetzen, weil sie sich wirtschaftlich gesehen schlichtweg als effizienter erweisen. Die Folge ist, dass unsere Gesundheit, die Existenz unserer Bauern und die gute Qualität unseres Wassers (durch Fracking) aufs Spiel gesetzt werden. 
Lori M. Wallach, Global Trade Watch, USA, bezeichnet diesen Vorgang treffend als „schleichende Liberalisierung durch die Hintertür“.
Denn selbst wenn Staaten wie Deutschland versuchen würden, Regelungen wie die des Verbraucherschutzes aufrecht zu erhalten, hätten sie kaum eine Chance:
Unternehmen könnten sie aufgrund nicht realisierbarer Gewinne durch diese Regelungen und sogar aufgrund zukünftiger (!) Einbußen verklagen und eine Art Schadensersatz fordern. Der Staat hätte noch nicht einmal die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, weil der Fall nicht von einem nationalen Gericht sondern von einem extra für solche Fälle eingerichteten sogenannten „Schiedsgericht“ behandelt würde, welches nicht durch eine höhere Instanz kontrolliert wird.
So ist eine Entscheidung zugunsten des Unternehmens vorprogrammiert.
Auf diesem Weg ist es also internationalen Konzernen möglich, die Staatskasse, bzw. den Steuerzahler mehr oder weniger zu plündern. 
In jedem dieser möglichen skizzierten Fälle ist der Gewinner der Konzern und der Verlierer der Verbraucher. Verständlich, dass sich das Viele nicht gefallen lassen wollen.

An dieser Stelle setzt ein ebenfalls großes Problem bei dem ganzen Vorhaben ein:
Die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen finden nämlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, es sind fast ausschließlich Vertreter der Industrie und Lobbyisten beteiligt und die Verhandlungen, die durch die EU-Kommission geschehen, dürfen noch nicht einmal durch das EU-Parlament kontrolliert werden!
Ein so undemokratisches Vorgehen stellt einen frontalen Angriff auf unser Rechtssystem dar.
Schließlich werden grundlegende Entscheidungen von einzelnen Personen mit wirtschaftlichen Interessen über die Köpfe derer hinweg entschieden, deren Gesundheit, Arbeitsrecht u.v.m. später betroffen sind und die bisher keine Möglichkeit hatten, angehört zu werden oder Einblick in die Verhandlungsinhalte zu bekommen , obwohl sie Souverän sind: die Bevölkerung.


Aus all diesen Gründen sollten wir uns gegen dieses Abkommen wehren, solange es noch nicht abgeschlossen ist! Eine Möglichkeit dazu bietet diese Petition:

--> https://www.campact.de/ttip/appell/teilnehmen/<--



Quellen:
http://ec.europa.eu/trade/policy/in-focus/ttip/about-ttip/index_de.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Transatlantisches_Freihandelsabkommen
http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2014/0130/freihandelsabkommen.php5
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/#/beitrag/video/1930212
https://www.youtube.com/watch?v=nmiBCetGO-s
https://www.youtube.com/watch?v=NciK9eqbVzQ
http://netzfrauen.org/2014/03/05/10-bis-14-3-14-naechste-verhandlungsrunde-petition-kein-transatlantisches-freihandelsabkommen-ttip-zwischen-eu-und-usa/
http://www.uni-potsdam.de/u/makrooekonomie/docs/Image24.gif